SALZ. TON. GRANIT.
Über nukleare Vergangenheiten
und strahlende Zukünfte
Logo: SALT.CLAY.ROCK.
Künstlerische Forschung
und Ausstellung

Nov. 17-19 Research Assembly

17.11.23 – 19.11.23

Scrollen Sie nach unten für das Programm.

Bei der Nutzung von Atomkraft beschreiten Deutschland und Ungarn entgegengesetzte Wege. Während die letzten deutschen Atommeiler im April 2023 vom Netz gingen, erweitert Ungarn sein einziges Atomkraftwerk um den umstrittenen PAKS-II-Reaktor. Beide Länder stehen dabei vor dem Problem der unabgeschlossenen Standortsuche für Atommüllendlager, die innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen gefunden werden müssen.

Ausgehend von den drei geologischen Formationen, die für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen als am sichersten angesehen werden, betreibt SALZ. TON. GRANIT. ortsspezifische künstlerische Forschung. Künstlerinnen arbeiten dafür mit verschiedenen Communities an unterschiedlichen Orten in Deutschland und Ungarn – von Dörfern bis hin zu industrialisierten Kleinstädten –, die Uranminen, Atomkraftwerke und Endlager beherbergen oder wichtige Schauplätze von Anti-Atomkraftbewegungen waren. Die Bewohnerinnen dieser meist ländlichen Gebiete müssen die häufig gravierenden Langzeitfolgen politischer Entscheidungen tragen, die auf überregionaler Ebene getroffen werden. SALZ. TON. GRANIT. untersucht, welche Zugänge künstlerische Forschung zu ihren Erfahrungen finden kann, um sie über verschiedene Orte hinweg miteinander zu verbinden.

In den vergangenen Monaten reisten die beteiligten Arbeitsgruppenmitglieder und Künstlerinnen dafür zu Ausbildungszentren für das Personal von Atomkraftwerken, aufwändig gestalteten „Showrooms“ von Endlagern, Kontrollräumen von Atomreaktoren und ehemaligen Uranminen. Sie besuchten das Gorleben-Archiv, das den wendländischen Widerstand gegen Atomkraft dokumentiert, sprachen mit Aktivistinnen über die Zukunft von Anti-Atomkraftbewegungen und recherchierten in dem ungarischen Dorf Ófalu, dessen Bewohner_innen sich in den 1980er Jahren dank ihres selbstorganisierten Widerstands erfolgreich gegen den Bau eines Atommüllendlagers stellten. Außerdem stießen sie auf eine „Atomelite“ im ungarischen Paks und beobachteten den Versuch des Ortes Bátaapáti, durch die Einrichtung eines Endlagers Abwanderung zu bekämpfen. Im Endlager Morsleben wurden sie Zeuge ausschweifender Karnevalsfeiern und im sächsischen Bad Schlema bewunderten sie die Uranglassammlung der ehemaligen Wismut SDAG.

Im Rahmen eines dreitägigen Research Assemblys stellen die Arbeitsgruppenmitglieder und Künstlerinnen ihre Rechercheergebnisse nun erstmals der Öffentlichkeit vor. Daneben sprechen Aktivistinnen, Künstlerinnen, Forscherinnen und Autor_innen über die Langzeitfolgen von Kernenergie, Anti-Atomkraftbewegungen und die Energiewende. Im November 2024 findet das Projekt schließlich seinen Abschluss in einer Ausstellung.

Mit Beiträgen von Ana Alenso, András Cséfalvay, Theresa Deichert, Krisztina Erdei, Ende Gelände / Kali, Gorleben Archiv / Gabriele Haas, Green Youth Pécs / Júlia Konkoly-Thege, Max Haiven, Moritz Maria Karl, Péter Molnár, Csilla Nagy & Rita Süveges, Nowhere Kitchen (Pepe Dayaw), PPKK (Schönfeld & Scoufaras), Eglė Rindzevičiūtė, Katarina Šević, Sonya Schönberger, Marike Schreiber, Oxana Timofeeva, Andrea Vetter, Anna Witt, Working Group Image Archive Asse II (Susanne Kriemann, Judith Milz, Lena Reisner)

nGbK-Arbeitsgruppe: Katalin Erdődi, Marc Herbst, Julia Kurz, Virág Major-Kremer, Vincent Schier

Produktion: Karoline Kerkai, nGbK (Deutschland), Dina Darabos, Kovács Kinga (Ungarn)

Programm

Ort: nGbK am Alex, Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin

Sprache: Englisch mit Flüsterübersetzung auf Deutsch (Ausnahmen siehe Programm)

Eintritt frei. Der Besuch mit Kinderwagen und Rollstuhl ist barrierefrei möglich.


➔ Freitag, 17. November, 17–22 Uhr

Radioaktive Abfälle als nukleares Kulturerbe, Anti-Atomkraft-Bewegungen, Verknüpfung von vergangenen und zukünftigen Kämpfen

17–18 Uhr
Begrüßung und Einführung in SALZ. TON. GRANIT.: Führung mit den Arbeitsgruppenmitgliedern und ausgewählten Künstler_innen durch das Forschungsdisplay

18–19 Uhr
Keynote (online) von Eglė Rindzevičiūtė: Hosts and Hostages of Nuclear Infrastructures: Managing and Containing Nuclear Materialities in the Post-Soviet Space

19:30–21 Uhr (auf Deutsch und Ungarisch, mit Flüsterübersetzung auf Englisch)
Gespräch mit der Künstlerin Anna Witt über Vergangenheit und Zukunft der Anti-Atomkraftbewegung. Teilnehmer_innen: Ende Gelände / Kali, Gorleben Archiv / Gabriele Haas, Grüne Jugend Pécs / Júlia Konkoly-Thege

21–22 Uhr
Listening Session mit PPKK

 

➔ Samstag, 18. November, 10–21:30 Uhr

Energiezukunft und Solarpolitik, Zukunftsvorstellungen und die Tiefenzeit der Endlagerung

10–13 Uhr (auf Englisch, ohne Übersetzung)
Writing After Their Future: Ein Science-Fictioning-Workshop mit Max Haiven
Bitte melden Sie sich bis zum 15. November unter anmeldung@ngbk.de an.

13–14 Uhr
Pause mit Nowhere Kitchen: DIY Snack Bar

14–15 Uhr
Begrüßung und Einführung in SALZ. TON. GRANIT.: Kollektive Lesung von Texten, die während des Science-Fictioning-Workshops geschrieben wurden, gefolgt von einer Führung der Kuratorinnen und ausgewählter Künstlerinnen durch das Forschungsdisplay.

15–16.30 Uhr
Gemeinsames Gespräch mit den Künstler_innen und Gästen über ihre Recherchen und ihre künstlerische Herangehensweise an die deutschen und ungarischen Orte, an denen sie arbeiten werden. Teilnehmer_innen: Ana Alenso (online), András Cséfalvay, Krisztina Erdei, Csilla Nagy & Rita Süveges, Sonya Schönberger, Marike Schreiber, Working Group Image Archive Asse II (Susanne Kriemann, Judith Milz, Lena Reisner)

17–18 Uhr
Nuclear waste and deep time: Perspektive eines Geologen (online)
Gespräch mit dem Geologen Péter Molnár (Pécs, Ungarn), moderiert von Csilla Nagy & Rita Süveges

18–19 Uhr
Pause mit Nowhere Kitchen: Vorstellung ihrer Arbeit und gemeinsames Essen

19–20 Uhr 
Keynote von Oxana Timofeeva: Energy and Intelligence: From Solar to Nuclear 
Gefolgt von einem Q&A moderiert von András Cséfalvay

20–21.30 Uhr
Gespräch über zukünftige Formen der Energiegewinnung und die Herausforderungen der Energiewende. Teilnehmer_innen: Theresa Deichert, Moritz Maria Karl, Andrea Vetter

➔ Sonntag, 19. November, 12–18 Uhr 

Ausstellung des Forschungsdisplays