SALZ. TON. GRANIT.
Über nukleare Vergangenheiten
und strahlende Zukünfte
Logo: SALT.CLAY.ROCK.
Künstlerische Forschung
und Ausstellung

Exhibition research display object 7: Bátaapáti aerial photo

12.12.24

Dieses Luftbild zeigt das bewaldete Gebiet am Stadtrand von Bátaapáti, dort wurde Anfang der 2000er Jahre ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gebaut. Das Bild haben wir als kuratorisches Team von Csaba Szentpáll erhalten, der derzeit als Dosimetrist im Endlager arbeitet und dieses Foto als Bildschirmschoner in seinem Büro verwendet - eine Erinnerung an seine Kindheit, als er in diesem Wald spielte.

Im Rahmen unserer Recherche habe uns viele Menschen in Bátaapáti erzählen uns, dass der heutige Standort des Endlagers früher ein beliebter Treffpunkt war, an dem sich die Einwohner_innen warmen Sommernächten am Lagerfeuer trafen und Jugendliche Übernachtungen im Freien organisierten. Da es im Dorf am Abend nur wenige Dinge gibt, womit sie ihre Zeit verbringen können, gehen einige Jugendliche noch immer dort spazieren, obwohl der Ort heute durch Stacheldraht, Hochsicherheitszäunen und seiner generischen Architektur wenig freundlich wirkt. Allerdings gibt es hier eine gut beleuchtete Straße; eine Zeichen dafür, dass es in ländlichen Gegenden immer noch an grundlegender öffentlicher Infrastruktur mangelt, was in krassem Gegensatz zu den Investitionen steht, die für den Bau einer solchen Atommüllanlage erforderlich sind.

Das Bild dokumentiert die sich verändernde Zeitlichkeit eines Ortes und die Erinnerungen, Geschichten und Emotionen, die mit ihm verbunden sind. Es blickt jedoch nicht nur auf die Vergangenheit zurück, sondern versinnbildlicht auch die Zukunft. Denn Endlager für radioaktive Abfälle werden versiegelt, ihre Anlagen abgebaut und ihre Standorte in eine grüne Wiese zurückverwandelt - das entspricht auch der Planung für stillgelegte Kernkraftwerke. Nur von Nuklearsemiotiker_innern entwickelte Warnschilder werden künftigen Generationen von Menschen und Nicht-Menschen die Gefahren der radioaktiven Abfälle im Untergrund vermitteln. Es wird keine weiteren Spuren der einst so präsenten nuklearen Infrastrukturen geben. Es scheint fast wie eine Utopie, dass dieser Ort wieder so wird, wie er einst war, als hätte es nie menschliche Eingriffe gegeben und als hätten Kernenergie oder die Entsorgung radioaktiver Abfälle keine Spuren hinterlassen. Abgesehen von den verpackten und hoffentlich dauerhaft von der lebenden Welt abgeschotteten toxischen Abfällen, die 250 Meter unter der Erde lagern. Kann es wirklich so einfach sein, die Folgen unseres nuklearen Erbes ungeschehen zu machen?

Ein Foto des Gebiets, das heute von der Bátaapáti eingenommen wird. Quelle: Vom Computer-Desktop von Csaba Szentpáll, einem Dosimetristen am Endlager Bátaapáti