SALZ. TON. GRANIT.
Über nukleare Vergangenheiten
und strahlende Zukünfte
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Künstlerische Forschung
und Ausstellung

Exhibition research display object 17: Morsleben Carnival video

15.03.25

Die Faschingsfeiern rund um das Endlager Morsleben erlangen über die Jahre auch überregional Bekanntheit, wie der Mitschnitt aus den 19Uhr-Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks vom 11.11.2006 zeigt. 

Als betrieblicher Fasching 1979 aus der Taufe gehoben und vom Morslebener Karnevals- Ensemble organisiert, fanden die Karnevalsfeierlichkeiten bis 1990 in der betriebseigenen Gaststätte statt und waren unter anderem eine Gelegenheit, um sich kritisch gegenüber der Partei und der Staatsführung zu äußern. Gleichzeitig boten sie die Möglichkeit, mit geltenden Hierarchien zu spielen. So verkleidete sich beispielsweise der Werksleiter im Jahr 1988 auf dem Ritterfasching als Bettler und sammelte Spenden - um seinen Hals hing ein Schild mit dem Wort “strahlengeschädigt”. Tatsächlich war der lokale Karneval so beliebt, dass das Karnevals-Ensemble 1987 zum “Hervorragenden Volkskunst-Kollektiv der DDR” erklärt wurde. Da Morsleben im Grenzgebiet lag, benötigten Besucherinnen Passierscheine, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Werksangestellte hatten solche Genehmigungen, für andere Besucherinnen des Karnevals stellte das eine Hürde dar. 

Nach der Wiedervereinigung wurde der betriebliche Karneval eingestellt, konnte aber 1995 im benachbarten Beendorf wiederbelebt werden. Der Karneval war bis zu seiner letzten Ausgabe im Jahr 2012 eine wichtige und überregional bekannte Kulturveranstaltung, die durch das Engagement ehrenamtlicher Arbeit möglich gemacht wurde.

Mit freundlicher Genehmigung von Bavaria Media GmbH