Exhibition research display object 12: Granite
12.03.25
Dieser Bohrkern aus Granitgestein stammt aus dem ungarischen Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll in Bátaapáti, das in die zwischen 340-350 Millionen Jahre alten Mórágyi-Granitsteinformationen am südöstlichen Rand des Mecsek-Gebirges gebaut wurde. Granit ist eines von drei geologischen Materialien, die derzeit für die Endlagerung von Atommüll als am sichersten angesehen werden. Zumindest um den Müll so lange von der Umwelt abzuschirmen, bis die Radioaktivität so weit abgenommen hat, dass sie mit der Radioaktivität von nicht angereichertem und natürlich vorkommendem Uranerz vergleichbar ist. Für schwach- und mittelradioaktive Abfälle wird hier von etwa 600 Jahren ausgegangen, während etwa für hochradioaktive Brennelemente aus Atomkraftwerken ein kaum zu greifender Zeitrahmen von über 10.000 Jahren angesetzt wird. Einige Nebenprodukte werden sogar Millionen von Jahren radioaktiv bleiben.
Granit gilt als geeignet für die Lagerung von atomaren Abfällen auf Grund seiner kristallinen Struktur. Diese hat eine selbstdichtende Eigenheit, die flüssigkeitsundurchlässig ist und außerdem die Migration radioaktiver Stoffe über lange Zeiträume hinweg verhindert. Das weltweit erste Endlager für hochradioaktive Abfälle “Onkalo” in Finnland befindet sich 400 Meter tief in einer Granitsteinformation. Hier werden abgebrannte Brennelemente gelagert. In der Ausstellung werden künstlerische Arbeiten gezeigt, die sich mit den beiden anderen Materialien auseinandersetzen, die für die Lagerung radioaktiver Abfälle in Frage kommen. Die künstlerische Arbeit von Rita Süveges und Csilla Nagy befassen sich mit dem Potenzial der Tonsteinformation im ungarischen Boda, die als mögliches Endlager für hochradioaktive Abfälle gehandelt wird. Das Salz aus dem Salzbergwerk in Morsleben, wo schwach- und mittelradioaktive Abfälle gelagert werden, stellt hingegen den Ausgangspunkt der künstlerischen Recherche von Sonya Schönberger dar.
Nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand hat die Granitsteinformation in Bátaapáti ihren Ursprung im südlichen Teil des Kongobeckens. Von dort wanderte sie in geschmolzenem Zustand Tausende von Kilometern, bevor sie schließlich abkühlte, sich verfestigte und in der Nähe ihrer heutigen Position an der Erdoberfläche aufstieg. Die geologische Formation ist etwa 200 km lang und 30 km breit. In einer Tiefe von 250 Metern befinden sich auf einer Länge von 600 Metern jene Kammern, in denen der Atommüll eingelagert ist. Nach derzeitiger Planung sollen hier bis 2084 alle schwach- und mittelradioaktiven Abfälle eingebracht werden, die in den vier Reaktorblöcken des Kernkraftwerks Paks während ihrer Betriebs- und Stilllegungsphase erzeugt werden. Die Abfälle, die primär aus leicht kontaminierten Materialien wie Schutzkleidung und Werkzeugen bestehen, werden in Fässern aus Stahl gelagert, die in präzise angeordneten Boxen gestapelt und aus sicherheitstechnischen Gründen mit Beton verfüllt werden. In Anbetracht der geplanten Erweiterung des Kernkraftwerks in Paks müssen voraussichtlich sowohl der Zeitrahmen als auch die Lagerkapazität angepasst werden. Die ungarische Aktiengesellschaft für die Entsorgung radioaktiver Abfälle (PURAM) ist jedoch nach wie vor zuversichtlich, dass die Steinformation in Bátaapáti langfristig geeignet ist, um den Bedarf an Lagermöglichkeiten in Ungarn zu decken.
