Exhibition research display object 10: The German-Hungarians of Ófalu
14.12.24
An einem eisigen Wintertag im Februar 2023 haben wir als kuratorisches Team das Dorf Ófalu zum ersten Mal besucht. Die Bürgermeisterin Ófalus, Erzsébet Bechl, traf uns in der Dorfkneipe “Wachtel”, die lediglich auf Wunsch der Gemeinde geöffnet wird, da sie als Unternehmen nicht rentabel wäre. In der Kneipe wurden wir mit Pálinka, einem ungarischen Obstbrand, empfangen. Da drei Mitglieder des Kurator_innenteams kein Ungarisch sprechen, wurde uns angeboten, uns auf Deutsch zu unterhalten. Deutsch wird als Sprache in Ófalu verstanden und ist verbreitet, obwohl Ungarisch die erste Muttersprache der meisten Bewohner_innen ist.
Der Keramikteller aus der “Wachtel” verweist auf den lokalen deutschen Dialekt, der im Kindergarten gelehrt wird und der das kulturelle Gefüge der Gemeinde prägt. Tatsächlich war unser Besuch in Ófalu nicht der erste Moment auf unserer Reise, in dem ein Gespräch auf Deutsch stattfand. Am Tag zuvor haben wir das nahe gelegene Dorf Mecseknádasd besucht. Dort trafen wir Ferenc Wekler, eine Schlüsselfigur im Widerstand gegen die in den späten 1980er aufgekommenen Pläne, in Ófalu ein Endlager für Atommüll zu bauen. Als Generalstaatsanwalt der Region spielte er eine zentrale Rolle in der Organisation des lokalen Widerstandes. Die Tatsache, dass er fließend Deutsch spricht, erleichterte den Austausch für alle Beteiligten. Ferenc Wekler gab umfangreiche Einblicke in die politischen Bewegungen der Zeit und wies uns auch auf die wichtige Rolle hin, welche die lokale Tanzgruppe der deutschen Minderheit im lokalen Widerstand einnahm. Die Künstlerin Anna Witt unternahm neben ihrer Recherche in Gorleben auch eine Reise nach Ófalu, um sich mit der Schnittstelle zwischen Tanz und Widerstand zu beschäftigen. Im Rahmen dieser Reise führte sie Interviews, die - gerade da sie kein Ungarisch spricht - durch die Offenheit und Gastfreundschaft der Gemeinschaft erleichtert wurden.
